Aktionstag 2.Oktober: Von Chleeweglein und geimpftem Kompost

Ein wunderschöner Herbsttag erwartet uns für diesen zweitletzten Aktionssamstag des Jahres. Schön auch, nebst den vertrauteren Gesichtern, drei ganz neue begrüssen zu dürfen.

Die zwei anwesenden Männer schaufeln den Kompost auf einen neuen Haufen um; d.h. «umschichten» in der Gärtnersprache.

Ich bin ehrlich gesagt froh, gibt es für uns Frauen und für die zwei Kinder weniger anstrengende Arbeiten zu tun: heute geht das Jäten bei dem feuchten und schön gemulchten Boden so locker mit den Händen, wie sonst selten. Und das von Hand «mähen» der Kleewege, das wie eine grasende Kuh tönt, geht auch für die Kinder spielend.

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Kleewege? Die Wege zwischen den Beeten sind seit diesem Jahr fast überall mit mehrjährigem Klee besät, dank Patricks Überzeugung, die ich mittlerweile absolut teile. Erstaunlich wie robust dieser Klee mit seinem kräftigen Wurzelwerk doch ist: unser Drauftreten scheint ihn nicht zu kümmern.

Warum aber Kleewege?
Erstens: Klee bindet Stickstoff;
zweitens: Wenn Klee wächst, spriesst das unerwünschte Kraut auf den Weglein nur gelegentlich und drittens: Klee dient als Mulchmaterial, das heisst: der Boden wird mit Klee abgedeckt, um die Kulturen vor zu viel Nässe und Trockenheit zu schützen, dabei wird ebenfalls das Beikraut verdrängt und der verrottende Klee liefert zudem noch Nährstoffe. Und da der Klee immer wieder nachwächst und auch überwintert, haben wir unendlich gratis Mulchmaterial zur Verfügung!
Und natürlich sollten wir unseren Namen auch würdigen!

Der neue Komposthaufen sieht schon sehr erdig aus. Da macht sich Peter ans Impfen, wie er kundtut.

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Irene W.: Peter was machst du am Kompost?

Peter: Impfen!
I: Huch, ist der Impfstoff auch seriös und verlässlich getestet worden?

P: Der Impfstoff, oder viel besser, die verschiedenen Kompostpräparate, sind zu mehr als hundert Prozent natürlich: 
Kamillenblüten, die im Rinderdarm, im Boden eingegraben, überwintert haben;
vor der Blüte gewonnene, grob gehäckselte Brennnesseln, die in gesundem Humus bis zur Osterzeit eingegraben waren;
Schafgarbenblüten, in einer Hirschblase an der Sommersonne aufgehängt, die dann ebenfalls von Herbst bis Frühling in der Erde geruht haben und
geraspelte Eichenrinde im Kuhschädel, die auch den Winter über in der Erde verbracht hat.

I: Das tönt irgendwie schamanisch oder nach mittelalterlichem Heilwesen, woher stammen diese Rezepturen?

P: Sie wurden vor rund 100 Jahren, auf Anfrage von Bauern, von Rudolf Steiner erarbeitet und, an einem 10-tägigen Kurs, diesen dann vermittelt.

I: War Rudolf Steiner Bauer?

P: Nein, er war u.a. auch Naturwissenschaftler, der Einblick hatte in Mensch, Tier, Pflanze und Erde und darüber, wie diese zusammen wirken. Deshalb auch die Verbindung von Pflanzlichem und Tierischem. Und dann der Einbezug der Jahreszeiten: Im Winter haben die Aktivitäten, die im Sommer über der Erde stattfinden, sich in die Erde zurückgezogen. Hier ist viel tätiges Leben, deshalb dieses Eingraben der Präparate.

I: Hast du als lange Jahre Tätiger im bio-dynamischen Anbau besondere Erfahrungen gemacht z.B. mit besonders grossem und kräftigem Wachstum der Pflanzen?

P: Was im Kompost und im Garten dem Gemüse zugutekommt, ist eher feinstofflicher Natur. Das heisst, es geht nicht vorrangig ums Äussere und Sichtbare. Die Prozesse für guten Humus sind still und langsam. Was wir machen, ist, das Zusammenspiel unterstützen, damit den Nährstoffen, der Weg vom Boden in die Pflanze optimal ermöglicht wird. Also wir müssen nicht einen Eindringling oder Schädling abwehren, sondern wollen die Elemente anregen, die schon da sind.

Und dann gibt es sowieso noch so viele andere Einflüsse, wie das Wetter, die mitspielen. Das konnten wir dieses Jahr auch nicht umstimmen.

I: Danke für deine Ausführungen; ich werde ja immer neugieriger auf das was so alles hinter meinem wöchentlichen Chleegemüse steckt…und vielleicht geht es Euch ja auch so!?

 Irene W. / Peter

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